Opel Astra Electric

Testfahrt im Astra Electric: Neuer Antrieb, vertraute Optik

Opel sorgt für Aufsehen in der Golfklasse. Denn im ewigen Zweikampf mit VW bringen die Hessen jetzt eine neue Variante des Astra in Stellung.

Dieser kommt noch vor den Sommerferien zu Preisen ab 45.060 Euro in den Handel und soll als elektrischer Hoffnungsträger den ID.3 herausfordern.

Die Nachteile einer Mehrzweck-Plattform

Auf den ersten Blick wirkt das Vorhaben allerdings etwas aussichtlos. Denn wie bei allen anderen E-Modellen setzt Opel auch beim Astra auf eine sogenannte Multi-Energy-Plattform. Während VW seinen Stromer für die Kompaktklasse eigens um den E-Antrieb herum entwickelt hat, stellt Opel auch Verbrenner und Plug-in-Hybriden auf seine Plattform.

Und nimmt damit ein paar Nachteile in Kauf: Obwohl mit 4,37 Metern etwas länger als der ID.3, bietet der Astra im Fond weniger Platz und hat mit 352 Litern den kleineren Kofferraum. Und weil wegen der großen Motoren im Bug die Räder nicht so weit einschlagen können, ist der Astra auch nicht so handlich.

Keine Experimente

Doch Opel macht aus der Not eine Tugend und lockt die womöglich etwas konservativere Kundschaft mit einem angenehm konventionellen Auto. Mit dem typischen Opel-Design bleibt sich der Astra treu. Selbst an den Vizor genannten Kühlergrill aus schwarzem Kunststoff hat man sich mittlerweile gewöhnt.

Während sich der Fahrende bei vielen Konkurrenten hauptsächlich mit Touchscreen und Sensortasten auseinandersetzen muss, gibt es um das entschlackte «Pure»-Panel von Opel noch immer genügend Schalter und Taster für alle wichtigen Grundfunktionen.

Viel Assistenz, aber keine Orientierung

Dazu bietet der Astra alle gängigen Assistenten. Er kann jetzt wie meist nur die Oberklasse auch auf Fingerzeig überholen. Außerdem punktet der Kompakte mit seinen besonders ergonomischen Sitzen, einer umfangreichen Dämmung sowie einer aufwendigen Luftreinigung. Dank spezieller Filter herrscht in der Kabine nun eine besonders gute Luftqualität.

Nur bei der Navigation ist Opel noch nicht in der E-Mobilität angekommen. Zwar weiß das System, wie lange der Akku hält und mahnt auf weiten Fahrten zum Ladestopp. Doch wo und wie lange man lädt und wann man ankommt, das muss der Fahrer selber ausrechnen oder eine eigene App auf dem Smartphone nutzen. Andere Hersteller sind da deutlich weiter.

Beim Fahren vorn, beim Laden einer der letzten

Dafür ist der Opel beim Fahren ganz vorn dabei: Denn mindestens zwei Zentner leichter als die meisten elektrischen Kompaktmodelle, fühlt sich der Astra agiler an und geht auch engagierter um die Kurven – selbst wenn er mit seinen 115 kW/156 PS beileibe nicht der Stärkste ist. Und mit 170 km/h macht er auch etwas mehr Tempo. Aber für viele sicher noch wichtiger: Der Astra ist eines der sparsamsten Modelle in seiner Klasse.

Nicht zuletzt, weil Opel serienmäßig eine Wärmepumpe einbaut, kommt der Astra Electric auf einen Normvererbrauch von 14,8 kWh. Die 54 kWh große Batterie reicht daher für 418 Kilometer. Der ID.3 hat zwar in der Basisversion eine Bruttokapazität von 62 kWh, kommt damit aber gerade mal elf Kilometer weiter.

Angesichts der kleinen Batterie fällt auch das mäßige Ladetempo nicht so sehr ins Gewicht. Denn während die elf kW am Wechselstrom noch in Ordnung gehen, ist der Astra mit 100 kW am Schnelllader vergleichsweise abgeschlagen. Doch weil er nicht so viel Strom braucht, reichen ihm trotzdem weniger als 30 Minuten, bis der Akku zu 80 Prozent gefüllt ist.

Die bessere Wahl in der elektrischen Golf-Klasse?

Er kommt mit der kleineren Batterie fast genau so weit wie der VW, fährt schneller und engagierter und ist einfacher zu bedienen – so rückt VW für Opel zum ersten Mal wieder in Reichweite. Nur beim Preis tun sich die Hessen keinen Gefallen. Denn mit 45.060 Euro ist der Astra gute 5000 Euro teurer als der günstigste ID.3 – das hat es lange nicht mehr gegeben. Und man muss schon tief in die Ausstattungsliste eintauchen, um sich den Opel schön zu rechnen.

Fazit: Einfachheit, die überzeugt

Der elektrische Astra ist weder ein trendiges Designerstück noch ein Hightech-Auto, das die Konkurrenz Lichtjahre hinter sich lässt. Stattdessen ist er grundsolide und einfach in der Handhabung. Und genau das ist es, was ihn auszeichnet. Denn so manchen dürfte die Umstellung auf den Elektroantrieb schon genug herausfordern.

Datenblatt: Opel Astra electric

Motor und Antrieb Elektromotor
Max. Leistung: 115 kW/157 PS
Max. Drehmoment: 270 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Einstufen-Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 4374 mm
Breite: 1860 mm
Höhe: 1488 mm
Radstand: 2675 mm
Leergewicht: 1679 kg
Zuladung: 472
Kofferraumvolumen: 352-1268 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,2 s
Batteriekapazität (brutto): 54 kWh
Durchschnittsverbrauch: 14,8 kWh/100 km
Reichweite: 418 km
CO2-Emission: 0 g/km
Kraftstoff: Strom
Effizienzklasse: A+
Kosten:
Basispreis der Modellreihe: 25.900 Euro
Preis des Astra electric: 45.060 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit: Sechs Airbags, ESP, Spurhalte- und Abstandsregelung
Komfort: Klimaanlage, Digitale Anzeigen, Navigation, Rückfahrkamera

Alle Angaben laut Hersteller